Dienstag, 8. August 2017

Die Stadt meiner Kindheit

Ich habe immer gesagt, ich mag meine Herkunftsstadt nicht. Es gäbe zu viele Veränderungen die aus ihr nicht mehr die Stadt meiner Kindheit machen.
Heute habe ich festgestellt, das stimmt nicht.
Denn die Stadt meiner Kindheit ist auch die Stadt meiner Mutter. Es ist die Stadt von alten Freunden, Geheimplätzen, lange nicht gesehenen Familienmitgliedern.
Es ist die Stadt die ich gerne ohne meine Mutter erkunden möchte. Und da liegt das Dilemma!!
Denn wenn ich die Stadt meiner Kindheit besuche, dann erwartet meine Mutter, dass ich bei ihr nächtige. Nach ihren Regeln. Das heißt, den Tisch decken und abräumen, obwohl ich erwachsen und im Urlaub bin. Ich habe in dem Zimmer zu schlafen, das sie bestimmt und dann ins Bett zu gehen, wenn sie geht. Sie will bestimmen, wohin ich gehe, mit wem ich mich treffe, und natürlich will sie immer mit.
Kurzum, sie will die Zeit meiner Kindheit zurück. Aber das funktioniert nicht. Ich bin erwachsen, ich möchte meine alten Freunde treffen, auch mal Familienmitglieder besuchen, mit denen sie nix am Hut hat, und einfach mal alleine in die Stadt, bummeln, meinen Kindern die Plätze zeigen, die mir früher wichtig waren. Also ohne Mutter/Oma.
Andererseits weiß ich nicht, wie lange ich Mutti noch habe, also versuche ich, so zu funktionieren, wie sie es gerne hätte. Und am Ende haben wir beide schlechte Laune und sind froh, wenn ich wieder weg bin...

2 Kommentare:

  1. Kenne ich. Hallo Anja.

    Manchmal fahre ich heimlich hin. Ich bin 40 Jahre alt und habe dann immer noch Schiss dass ich ihr begegnen könnte. Aber für die Entrüstung im Blick würde ich das wiederum auf mich nehmen.

    Sei umarmt.

    AntwortenLöschen